MASS & FIEBER
Geistersingspiel aus dem Bürgerkrieg
Schlachthaus Theater Bern – 23. Februar 2008
Schlachthaus Theater Bern, Kaserne Basel
Der Bürgerkrieg ist ein Albtraum der Moderne. Es gibt kaum noch konventionelle Kriege. Stattdessen stehen Religion gegen Religion, Stamm gegen Stamm, der Nachbar gegen den Nachbarn, Gegner, die keine übergeordneten staatlichen Instanzen und damit auch keine Völkerrechtskonventionen anerkennen.
Wer in einen solchen Albtraum gerät, kann nur versuchen, die ihm aufgezwungenen Rollen zu erfüllen. Er wird Partei ergreifen und erkennen, dass es auf keiner Seite Gerechtigkeit oder Milde gibt. Es gibt nur Schuldige, die Opfer gewesen sind, Opfer, die im nächsten Augenblick schon zu Tätern werden können. Doch auch in dieser Welt, die das Korsett der Zivilisation abgestreift hat, gibt es Regeln – unzählige Regeln, die sich gegenseitig widersprechen…
INHALT: In einer Novembernacht kommt ein junger Mann mit seinem Auto von der Strasse ab und findet Unterkunft in einem alten Haus. Drei Frauen wohnen hier, drei Geister. Sie sind die Toten eines Bürgerkriegs, und der Tod hat sie zu Heiligen, zu Furien gemacht, die den Krieg, dem sie zum Opfer fielen, endlos wiederholen müssen. Sie wecken den jungen Mann, sie erscheinen ihm in verschiedenen Gestalten, sie machen ihn glauben, dass mitten in der stillen Schweiz ein Bürgerkrieg ausgebrochen sei. Und sie finden ihren Spaß daran, dem jungen Mann ihr Hexen-Einmaleins des zivilen Unfriedens beizubringen. Anfangs macht er nur unwillig mit, aber bald schon schreitet er selber zur Tat, und dann verliebt er sich auch noch in die jüngste der drei…
Mit dem Geistersingspiel DIE SCHWARZE KAMMER knüpft MASS & FIEBER unter anderem an das Stück zur Expo02, RED CROSS OVER an. Das ‚Lehr- und Singspiel‘ auf dem Schiff der Arteplage mobile du Jura erzählte vom Roten Kreuz und der Schweizer Neutralität: Sein Thema war der Krieg. Nun steht der Bürgerkrieg im Mittelpunkt und damit der Zustand von Frieden in einer von Kriegen umzingelten Welt. Es wird in drei Sprachen gespielt (Deutsch, Französisch, Englisch). Eine Videoinstallation erweitert den Assoziations-Raum mit Filmausschnitten und Text/Übersetzungen, die über drei Monitore in das Bühnenbild integriert sind und als eine Art „Hexentagebuch“ der drei Hauptfiguren gelesen werden können.
Fabienne Hadorn (Rosa)
Malika Khatir (Marguerite)
Nicole Steiner (Katharina)
Samuel Streiff (der junge Mann)
Martin Gantenbein (Pfarrer)
Markus Schönholzer (Blauhelmmajor)
TEXT: Brigitte Helbling, Niklaus Helbling MUSIK: Martin Gantenbein, Markus Schönholzer REGIE: Niklaus Helbling BÜHNE: Dirk Thiele CHOREOGRAFIE: Salome Schneebeli KOSTÜME: Judith Steinmann LICHT: Björn Salzer VIDEO: Elke Auer, Christina Peios TON: Mike Hasler ARTWORK: Thomas Rhyner TECHNISCHE LEITUNG: Peter Affentranger REGIEASSISTENZ: Katharina Wiss AUSSTATTUNGSASSISTENZ: Christina Peios HOSPITANZ: Luisa Beeli PRODUKTIONSBÜRO: Stéphanie Jaquet
DIE SCHWARZE KAMMER spielte von Februar 2008 – Mai 2009 in: Schlachthaus Theater Bern (5 Vorst.), Theater Rigiblick Zürich (9 Vorst.), Kaserne Basel (3 Vorst.), IETM Meeting Zürich (3 Vorst.), Festival Politik im freien Theater Köln (3 Vorst.), Schwankhalle Bremen (3 Vorst.), theaterdiscounter Berlin (3 Vorst.)
Präsidialdepartement der Stadt Zürich, Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Migros Kulturprozent, Stanley Thomas Johnson Stiftung, Sophie und Karl Binding Stiftung, Georges und Jenny Bloch Stiftung, Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr, Dr. Adolf Streuli-Stiftung, Ernst Göhner Stiftung, Paul-Schiller-Stiftung, Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung, Stadt Zürich Kultur, Alte Liebe Bremen
VILLA UNHEIMLICH
…das Plakat haben sie im Horror-Fundus geklaut: Als wären sie Tim Burtons „Sleepy Hollow“ oder „Sweeney Todd“ entsprungen, blicken drei Gothic-Megären auf eine schöne, junge, blonde Männerleiche. Ebenso filmisch saugt es die Zuschauer wie den jungen Mann (Samuel Streiff) im Theater in das Reich der bösen Weiber (Fabienne Hadorn, Malika Khatir, Nicole Steiner)… Immer packender, immer rabiater wird es auf der Bühne, Zombies tauchen auf und gemeine Kinderverse, selbst die Requisiten – Tische, Bürostühle, ein Schrank – nehmen teil an der Gewaltproduktion, werden zu Wällen, Schützengräben, Verstecken, die immer präsente Musik von Markus Schönholzer und Martin Gantenbein pendelt zwischen fiesem, hauchfeinem Elektro und handfesten Rock-Moritäten…
Simone Meier, Süddeutsche Zeitung, 16.4.08
Mass & Fieber im Schlachthaus Theater
Harmlos beginnen sie, die schlimmsten Märchen der Welt. Auch dieses. In epischer Ruhe zwischen schäbigen Küchentischen und geblümten Mottenschränken beginnt die Geschichte vom jungen Mann, der eines Nachts von der Straße abkam… Mass & Fieber erzählen von dem, was übrig bleibt, wenn außer Soldatengräbern, Witwen, Krüppeln und Alpträumen nichts mehr übrig bleibt… Brigitte und Niklaus Helbling für Text und Regie verantwortlich, operieren intelligent mit den Schlachtfeldern, die sich der sogenannt zivilisierte Mensch erschaffen hat … und so wird „Die Schwarze Kammer“ bei aller Grausamkeit zum aktuellen und berührenden Lehrstück. Vier großartige und glaubwürdige Schauspielerinnen und Schauspieler, die auch singen können. Zwei Musiker, die auch Theater spielen können. Und Musik, die ist wie Balsam auf klaffenden Wunden. Dieses Geistersingspiel ist ein kleines Wunder. Trost im Theater – warum auch nicht.
Kaa Linder, DRS2 Aktuell 25.2.08
Schlümpfe in Ruanda
Ein hässliches Wort, aber man kommt nur schwer darum herum: Mass & Fieber sind wirklich «Kult» … «Die schwarze Kammer», am Samstag im Schlachthaus-Theater uraufgeführt, ist eine bühnenfüllende Collage aus Liedern und Geschichten aus den Kriegen dieser Welt… Antiimperialisten sprengen Briefkästen. Sonderbundskrieger erobern Wirtshäuser. Und dann ist da noch ein Mann mit blauer Mütze und UN-Weste (Markus Schönholzer, der zusammen mit Martin Gantenbein den Abend musikalisch bestückt), den sie «Schlumpf» nennen: Irgendwo zwischen Srebrenica und Ruanda hat er sich ein Trauma mit madenkrabbelnden Leichen und der Aussichtslosigkeit seines Amts geholt und verarbeitet das jetzt – so komisch wie beklemmend – in einem schaurig guten Rocksong. Wie all das zusammengeht? Schwer zu sagen, und eben darum ist dieser Abend eine bleibende Erfahrung… «Die schwarze Kammer» ist ein Furor, dabei aber unheimlich präzis und konzentriert (Choreografie: Salome Schneebeli)… ein Tinguely-Apparat des Theaters, ein Teilchenbeschleuniger, in dem sich jeder Text, jeder Song und jedes Requisit in einer Batterie von Bildern entlädt.
Daniel di Falco, Der Bund 25.02.08
Kriege brennen, Bilder fluten
… Unmöglich ist nur, die hereinbrechende Informationsflut und Bildergewalt vollständig zu entschlüsseln. Darin gerade liegt eine Stärke der Inszenierung: Sie schafft Raum für eigene Bilder und Gedanken. Wie bei einem Feuer springt immer wieder ein Funke Erkenntnis in die schwarze Kammer des Kriegs hinein. Der Abend endet mit dem Song über einen Dichter, der mit seiner Sprache Verbrechen rückgängig machen kann. Ein Wunschtraum. Die Hoffnung darauf geht wie das Geisterhaus in Flammen auf.
Alexandra von Arx, Berner Zeitung 25.02.08
Kriegsumzingelt
Nun tun sie dies wieder, im achten Stück, das Brigitte und Niklaus Helbling für ihre Truppe Mass & Fieber geschrieben haben, im «Geistersingspiel aus dem Bürgerkrieg» mit dem Titel «Die schwarze Kammer». Wie immer bei den Helblings wuchern die Assoziationen wild, und es ist nicht wirklich alles verständlich. Aber ebenfalls wie immer gibt es Songs und Szenen, die einem in Erinnerung bleiben, und tolle schauspielerische Leistungen… Richtig Gänsehaut bekommt man, wenn die Köchin beschreibt, was sie vom Fenster aus sieht: den Laden mit den Glückwunschkarten, der schon lange zu ist, den verkohlten Fahrer im ausgebrannten Jeep und die Tafel vor der Metzgerei, wo draufsteht: «Heute Spezial: Wurstsalat».
Thomas Bodmer, ZüriTipp, 19.03.08
Steine werfen und die Wellen beobachten
Unter diesem Titel erschien im Tagesanzeiger am 19. März aus Anlass der Zürcher Premiere ein schöner Artikel über MASS & FIEBER von Nina Scheu.
Im Strudel auflodernder Bürgerkriegswirren
Das atemlos dichte Spiel des gesanglich wie darstellerisch einmal mehr brillanten Mass-&-Fieber-Ensembles erweitert dabei eine Videoinstallation (Elke Auer, Christina Peios) mit Filmausschnitten und Texteinblendungen auf drei fahrbaren Bildschirmen, die zum multifunktionalen Spielmaterial einer immer wieder durcheinandergewirbelten Bühnenlandschaft (Dirk Thiele) gehören… Und siehe da: Der junge Mann legt seine anfängliche Zurückhaltung ab, greift zum Gewehr… «Einmal wird einer kommen, der die Verbrechen rückgängig macht», skandiert das mittels Sprechgesang zuletzt für die Utopie entbranntes Team mit Inbrunst. Der ambitiösen Uraufführung im Berner Schlachthaus Theater brandet anhaltender Applaus entgegen.
Roland Erne, Aargauer Zeitung, 25.02.08
Im raffinierten Bürgerkrieg
…Eine Betriebsstörung hätte gut getan. Dann wäre die Frage, die die Theatermacher an den Anfang ihrer Untersuchung gestellt haben, jene nämlich, wieviel es braucht, bis „unser friedensverwöhnter Schweizer Jedermann… bereit ist, mit dem Gewehr auf einen Nachbarn zu schießen,“ größer und klarer im Raum hängen geblieben, nachdem der enthusiastische Beifall des Premierenpublikums verklungen war. Wie sagte der junge Mann? „Ich dachte immer, dass Frieden eine Illusion sei. Jetzt weiß ich es, und ich bin froh darüber.“
Adrian Ricklin, WOZ, 28. Februar 2008
Zuflucht bei den Hexen des Bürgerkrieges
Mutig, wer Bürgerkrieg zum Thema eines Singspiels macht – umso mehr, wenn das Stück auch humoristische Passagen enthält. Im Falle der Theatergruppe Mass & Fieber hat sich der Mut gelohnt… in dem Stück gehen Tragik und Komik ineinander über. Szenen, in denen Rosa ihr Fallbeil schwingt, erinnern an den Musicalfilm „Sweeney Todd“. Das Singspiel ist dennoch kein Musical, zumal mehr gesprochen als gesungen wird… „Die schwarze Kammer“ endet – unerwartet – mit einem Song, der ein Gebet ist. Noch erstaunlicher: Es wird erhört. Der, „der alle Verbrechen ungeschehen macht, die Toten ungemordet, die Mädchen ungeschändet“, ist schon bei uns. Der Messias im Stück trägt einen fremdländischen Namen und lebt in einer Hochhaussiedlung…
Serge Kuhn, Werderberger & Obertoggenburger, 25.02.08
Im Splitterregen des Grauens
Am Donnerstag ist viel Prominenz aus der Schweizer Kulturszene im Theater Rigiblick erschienen. Was ihr geboten wurde, war mehr als modisches Pop-Theater… ein pessimistisches Gruselspiel mit Nachwirkungen, die einen bis in die Träume verfolgen können.
Katja Baigger, NZZ 22/23.3.08
Im Bürgerkrieg
Die neue Produktion von Mass & Fieber besticht durch ihre differenzierte Dramaturgie, inhaltliche Dichte und Präzision. Text- und Musikkompositionen fügen sich im neuen Geistersingspiel „Die schwarze Kammer“ zu einer gleichermaßen verstörenden wie amüsierenden, poetischen Geistergeschichte.
Simone von Büren, NZZ am Sonntag, 2. März 2008
[1] „Welcher Bürgerkrieg?“ fragt beinah jeder, dem wir erzählen, dass wir ein Stück über Bürgerkrieg schreiben. „Alle,“ antworten wir. Das stimmt und stimmt auch nicht. Im Vordergrund stehen: a) Der amerikanische Bürgerkrieg b) Bürgerkriege des 20. und 21. Jahrhunderts in Irland, auf dem Balkan, in Afrika c) die russische Revolution d) Der Sonderbundskrieg in der Schweiz 1847, Dauer: 25 Tage, Tote: 113. „A very civil war“ nannte ein Historiker diesen Vorgang. „There is no „civil“ war, young man“ sagt der Blauhelmmajor in der „Schwarzen Kammer“, eine Frage der Betonung. [2] Scarlett O’Hara im Reifrock gibt uns la violence. „Avant la guerre, ma vie n’était que rires, goûters, bals, flirts!“ Der Film „Vom Winde verweht“, gesichtet in der Vorbereitungswoche im Appenzell im Sommer 07, wirkt länger als die vier Stunden, die er immerhin füllt. „As god is my witness, I’ll never go hungry again!“ Den Musikern (captive audience) kann man den Roman von Margret Mitchell beim Kochen nacherzählen, Aufwand: 95 Minuten und eineinhalb Flaschen Féchy. [3] Die Abpumpmaschine. Das Geräusch klingt wie ein schnarchender Dachs und begleitet viele Gespräche im Probenraum. Die abgepumpte Muttermilch lagert in Plastikflaschen im Kühlschrank, neben einem offenen Pestoglas (Tomatensuppe nach Jamie Oliver), Milchtüten, Salamipackungen, Butter, Gemüse und Behältern mit Brühe. Das Proben-Menü, eine Auswahl: Thaisuppe, Gerstensuppe mit Würstchen, Fischsuppe mit Baignants, Zwiebelsuppe mit Baignants, Kürbissuppe, Flädlisuppe. [4] Im Juni 07 steht das erste Lied: „Draußen vor dem Fenster sitzen Wölfe in den Bäumen“. Glocken und unheimlicher Liebreiz. „Hinter der Tapete liegt ein Raum mit meinen Träumen…“ Im Museum in Kopenhagen hängt ein Bild von einer schwarzen Kammer, Kohle auf Papier, es zeigt eine Tür und dahinter Finsternis. [5] „Ich liebe Gruselgeschichten.“ [6] Gesetzlose im Wald lesen Briefe aus gestohlenen Postsäcken – „Ride with the Devil“ von Ang Lee. Lara in „Dr. Shiwago“: „What an awful, awful time to be alive!“ Die Cajun-Klänge in der Küche wehen aus dem Voodoo-Horrorfilm „The Skeleton Key“ herüber: „Kullern kullern sanft, die weißroten Augen…“ Bei Rimbaud liegt ein junger toter Mann im Gras, „nature, berce-le chaudement, il a froid.“ Von Bulgakow kommt die weiße Garde: „Warte, warte…“ Und Céline gibt Charlemagne „qu’a crée Hambourg!“ [7] In der „Schwarzen Kammer“ spielt es keine Rolle, zu entschlüsseln, wo diese Splitter des Grauens und des Krieges herkommen; sie verbinden sich zu einem alten, neuen Traum. Und es gibt nichts zu gewinnen, Mass & Fieber ist keine Quiz-Show. Erkenntnis vielleicht? Vorsicht vor Bearbeitung: Roméo Dallaire war kein Major, sondern General der Blauhelme in Rwanda, von wo er nach Hause geschickt wurde, nachdem er anfing, die verwilderten Hunde zu erschießen, die sich an seine zahmen Ziegen ranmachen wollten. Zuhause dann der Geruch von Leichen im Supermarkt. [8] Cheerleadertanz, Tischerücken und Seilspringen, die Gewaltbereitschaft von Kinderversen, Doktorspiele, Zombiejagd. Die Kreativität der Rachegöttinnen oder Hexen hat etwas Tröstliches. Sie wollen nur spielen. [9]: Die „Zeit“-Bestenliste der Weltliteratur bestückt die Bibliothek des Generals. Who cares. Who cares. In der Bibliothek einer spanischen Villa saß Arthur Koestler mit einem britischen Freund und wartete beim Cognac auf den Einzug der faschistischen Truppen. Dann standen Offiziere mit Pistolen in den Türen. [10] In Berichten aus Bürgerkriegen immer wieder dieselben Geschichten, gleichgültig wann oder wo… Schwangere, denen die Bäuche aufgeschlitzt werden. Aufgespießte Babys, jugendliche Rebellen, Folter, Vergewaltigungen. Die Opfergeschichten enden nicht mit dem Krieg. Wir gehen einer anderen Frage nach: Wie viel braucht es, bis unser junger Mann, unser friedensverwöhnter Schweizer Jedermann, seine kulturell angelernte Zivilisiertheit vergisst und bereit ist, mit dem Gewehr auf einen Nachbarn zu schießen? [11] Pour faire la guerre à la campagne, il faut les philosophes dans les villes. Die Intellektuellen aus den Städten, die am Wochenende aufs Land fahren, um mit dem Zielfernrohr auf den Feind zu schießen sind serbische Bekannte aus der Erzählung eines Hochschullehrers, sie leben heute in USA. Philosophen, Dichter, Journalisten – wie hält man den Hass am Leben, wenn nicht über das Wort? [12] Das Glück des Chorgesangs. Das Halluzinations-Trio, vierstimmig, angelehnt an eine Untersuchung über Erotik und Kampfhandlungen (Briefe aus dem ersten und zweiten Weltkrieg, Berichte aus Vietnam). [13] Das Geistersingspiel aus dem Bürgerkrieg ist ein Stück über den Frieden, über den von Kriegen umzingelten Frieden unserer Welt. Der junge Mann: „Ich dachte immer, dass der Frieden eine Illusion ist. Jetzt weiß ich es, und ich bin froh darüber.“ [14] In Uwem Akpams Erzählung „My Parents‘ Bedroom“ erscheinen Nachbarn, die sich im Gebälk eines Hauses verstecken vor dem Mob, der das Haus anzünden wird. [15] Die Marmorsteine mit den Namen von Kriegstoten auf dem Dorfplatz oder vor der Kirche findet man in ganz Europa. Meist sind da nur die Namen von gefallenen Soldaten drauf. [16] Was bleibt. Was bleibt. [17] Unser utopischer Ausblick heißt Adem Kahriman. Er lebt in einem Hochhaus ein Stockwerk über Nedzad Ibrisimovic, dem Dichter und Präsidenten des bosnischen Schriftstellerverbands, der diese Geschichte geschrieben hat: „Das Buch Adem Kahriman“ erzählt von einem Dichter, der Verbrechen rückgängig machen kann, es erzählt von einer Unmöglichkeit. Das macht es nicht weniger schön.
Der Werkstattbericht ist Bestandteil des sehr schönen Programmfaltblatts von Herrn Thomas Rhyner. Das Programmfaltblatt wurde & wird während der Aufführungen an die Zuschauer ausgehändigt.